KIRCHENNACHRICHTEN
JUNI 2022 / JULI 2022
für die Gemeinden St.- Bartholomäus und Luther in Waldenburg, Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf, Ziegelheim, Niederwinkel und Oberwinkel / Ebersbach
Monatsspruch Juni
Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.
(Hoheslied 8,6)
Monatsspruch Juli
Meine Seele dürstet nach Gott, nach^dem lebendigen Gott.
(Psalm 42, 3)
Die menschliche Seele ist ein eigenartiges Gebilde. Genauso wie unser Körper kann sie krank werden oder Mangel leiden, wenn sie nicht gut ernährt wird. Der Beter des 42. Psalms kennt diese Erfahrung und lässt uns in seine eigene Seelenlandschaft ein bisschen hineinschauen.
„Meine Seele dürstet nach Gott“, schreibt er. Eine tiefe Sehnsucht nach Gott spricht sich hier aus; ein Durst, der als lebensbedrohlich empfunden wird.
Was dem Psalmbeter im Einzelnen widerfahren ist, bleibt weitgehend im Dunkeln. Aber er scheint ein schweres Kreuz zu tragen. Er fühlt sich von Gott verlassen und von Menschen bedroht.
Das Leben ist nicht mehr auszuhalten, wenn Gott sich nicht bald zeigt. Das ist der Kern dieser Klage, die hier jemand mit letzter Kraft herausschreit. Er kann nicht mehr warten – und doch ahnt er, dass er warten muss; dass er sich in Geduld fassen muss; dass die Heilung seiner Verletzungen Zeit braucht.
Es lohnt sich, den 42. Psalm im Ganzen zu lesen. In seinem Verlauf lässt uns der Beter Anteil nehmen an einem inneren Weg, den er selbst zurückgelegt hat. Er sucht Gott. Er streckt sich nach Gott aus. Er schreit zu Gott. Er schüttet ihm sein Herz aus – und indem er das tut, geschehen geheimnisvolle Dinge in seinem Inneren. Seine Seele gewinnt nach und nach wieder Kraft und Mut. An seinem inneren Weg können wir etwas lernen für unseren eigenen Umgang mit Glaubenskrisen und geistlichen Durststrecken.
Schritt für Schritt wird sich der Beter dessen bewusst, dass er ohne Gott nicht sein kann; dass er Gott zum Leben braucht wie das Wasser; dass er ohne ihn verdursten würde. Die Seele lebt aus Gott, sie braucht das Wasser des Lebens, und sie kann es nicht aus sich selber hervorbringen.
Die Heilung beginnt damit, dass die Schreie der Seele an die richtige Adresse gerichtet werden – an Gott, von dem es heißt, dass er der Hirte unserer Seelen ist.
Unsere Seele ist ein sehr verletzliches Gebilde, und es liegt in unserer eigenen Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sie gut ernährt wird. Der Weg zur Quelle ist nicht weit. Jesus sagt: Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke. (Johannes 7, 37)
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Pfarrer Ulrich Becker
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